Schlagwort-Archive: all-ein

Umdeutungen

Ich habe vor einiger Zeit an dieser Stelle über das Wort „allein“ philosophiert.
Ich bin allein.
Diesen Satz auszusprechen wird vermutlich viele still und traurig werden lassen. Allein sein, wird mit Einsamkeit gleichgesetzt, mit etwas, worunter Menschen leiden können.
Wenn in dem Wort das All-Eins-Sein entdeckt wird (all-ein), dann entsteht eine kurze Pause. Verwunderung vielleicht, Freude, Neugier, was diese Umdeutung mit uns macht.
Immer wieder übe ich diesen Wandel.
Ich bin all-ein, sage ich leise vor mich hin und entdecke, wie tief dieses Wort mit Emotionen verbunden ist, die nicht durch einen einzigen Moment der Erkenntnis wirkungslos werden können.

Eine Physiologin meinte, um sich die Gewohnheit des Übereinanderschlagens der Beine abzugewöhnen, muss man über den Zeitraum von drei Monaten täglich dreihundert Mal ganz bewusst die Haltung auflösen und die Beine achtsam und mit Absicht parallel stellen. So lange braucht es, um das Muster im Muskelgedächtnis abzulösen.
Wie lange dauert es bei alten und zudem kollektiven Automatismen in unserem Geist?

Bei Franz Wagenleitner (Buch: Wie geht’s?) fand ich ein anderes Beispiel.
Kaum einer wird sich freuen, wenn ihm der Mittelfinger entgegengestreckt wird. Das war nicht immer so.
Ein altes Mudra sieht so aus, dass der Mittelfinger alleine aufgerichtet wird, während sich der Daumen auf die Nägel von Zeige-, Ring- und kleinem Finger legt. Darin wohnt die Botschaft: „Ich ehre das Göttliche in dir“.
Auch das übe ich. Vorerst mit mir. Die Haltung einnehmen, betrachten und mit neuem Gefühl anreichern. Eine Herausforderung.
Im zweiten Schritt sucht man sich Gleichgesinnte und probiert es gegenseitig aus. Spielerisch.

Wie selbstverständlich werden doch Dinge angesehen, nur weil man sie auf diese eine (begrenzte) Weise gelernt hat.

Das Lied zum Buch: Wie geht’s

2 Kommentare

Eingeordnet unter ein bisschen Philosophie